SAP Analytics Cloud: Welche Version ist Ihre?
SAP Analytics Cloud ist nicht gleich SAP Analytics Cloud. Es gibt mehrere Varianten. Doch welche ist die, die am besten zu Ihnen passt? Wir zeigen einen Überblick über die Möglichkeiten sowie die Vor- und Nachteile drei unterschiedlicher Ansätze auf.
Erinnern Sie sich an meinen Blog-Beitrag über Instandhaltung und BI? Und dass die SAP Analytics Cloud, kurz SAC, DAS Tool zum Thema Datenauswertungen in SAP-Lösungen sei? Wenn nicht, entweder oben klicken und lesen oder einfach hierbleiben. Denn ich habe meine „Liebe“ zu diesem Tool gefunden. Ich, als BI-Expertin? Nun ja, das kam so…
Vor einiger Zeit hat mich mein geschätzter Kollege Reiner Eberhard, den Sie insbesondere von den EAM Talks zur Instandhaltung kennen sollten, angesprochen. „Ich habe das Demosystem für PAI mit SAC eingerichtet, das solltest du dir einmal ansehen“. Dazu sei gesagt, dass hinter PAI das SAP Predictive Assets Insights steckt, das nun (bald) – einer Weiterentwicklung sei Dank – SAP Asset Performance Management sein wird. Ich habe ihn damals nur milde angelächelt, dachte mir sowas wie „er kann wohl SAC nicht bedienen“…
Das dem nicht so war, sollte sich bald zeigen. Auf jeden Fall hat mir Reiner einen Benutzer angelegt und, um es kurz zu machen: SAP hat tatsächlich eine ziemlich abgespeckte SAC-Version mit Live Data Connection hineingepackt. Und mit abgespeckt meine ich wirklich stark vereinfacht. Reiner meinte dazu nur: „Das kann auch ein Nicht-BI-Mensch bedienen.“
Was sich aus dieser ersten kleinen Erfahrung gezeigt hat: SAC ist vielseitig. Und für mich lässt sich SAC in drei unterschiedlichen Varianten ausführen: als Stand-alone-Lösung, in S/4HANA und S/4HANA Cloud eingebettet und die oben erwähnte „Nicht-BI-Mensch-Bedienungsvariante“. Verwirrt? Gehen Sie mit mir auf eine SAC-Reise, auf der ich Ihnen nicht nur die Unterschiede, sondern auch Features und Vor- und Nachteile dieser Varianten näherbringen will. Und um den Beitrag nicht zu einer SAP-Doku ausufern zu lassen, werde ich nicht alle Features komplett aufzählen. Versprochen.
Aber beginnen wir am Anfang. Was macht SAC eigentlich aus?
SAC – der Plattform-Klebstoff
Die SAP Analytics Cloud ist die SAP-Lösung für Business Intelligence, wobei Augmented und Predictive Analytics, Planung und sogar Machine-Learning-Technologien eingebaut sind. Sie befindet sich – der Name macht es deutlich – in der „Cloud“, wird via SaaS abonniert und kann an viele, viele (auch nicht SAP) Systeme angebunden werden. Die Hauptaufgabe dabei ist es, Daten aus den Systemen auszuwerten und schön grafisch aufzubereiten. Als Teil der Business Technology Platform, die über zahlreichen SAP-Produkten steht, ist SAC – so der O-Ton SAP – „der Klebstoff (ist), der alles zusammenhält“.
Quelle: SAP Learning
SAP hat damit, meiner Meinung nach, einen guten, richtig großen Wurf gelandet, der nun die SAP-Toollandschaft für das Reporting in die richtige Richtung bringt. Wichtig zu sagen ist, dass es sich nicht um ein Data Warehouse handelt. Dafür hat SAP eigene Systeme wie die Data Warehouse Cloud oder on-premises BW/4HANA.
Variante 1: SAC als Stand-alone-Lösung mit Namen SAP Analytics Cloud (Enterprise)
Die Featureliste der „großen“ SAC ist lang, hier ein paar Highlights aus meiner Sicht:
- Anbindung verschiedenster Quellen möglich und damit „alles auswertbar, was man sich so vorstellen kann“, auch non-SAP
- Live-Daten und Import-Möglichkeit (Daten werden in SAC gespeichert)
- „Digital Boardrooms“ möglich
- Excel Add-In vorhanden
- Augmented Analytics mit Machine Learning an etlichen Ecken und Enden
- Analytical Applications, um eigene Applikationen zu programmieren (mit JAVA)
- Planung mit eingabebereiten Tabellen
Und das ist nur ein kleiner Auszug. Zum besseren Überblick folgende Grafik, die noch mehr Features als die bereits genannten enthält:
Quelle: SAP Learning
Die SAC wird über einen eigenen Link im Browser aufgerufen. Je nach Berechtigungen sieht dann die Navigation-Bar (links in schwarz) aus.
Quelle: SRB Demo System
Eines ist klar: Aufgrund der umfangreichen Funktionen ist die Bedienung nun nicht ganz so intuitiv wie bei den eingebauten SAC-Varianten (siehe unten). Allerdings werden User, die lediglich bestimmte Stories benötigen, auch nicht das komplette Menü wie in meinem Screenshot erhalten und auch keine Modelle anlegen. Da es sich um ein eigenes Reporting-System handelt, sind somit einige Vorarbeiten durch Administratoren nötig (Datenquellenanbindung, Benutzeranlage, Berechtigungen, …). Allerdings sind dann aber auch vielfältigste Reporting-Anforderungen realisierbar.
Variante 2: SAC embedded in S/4HANA und S/4HANA Cloud mit Namen SAP Analytics Cloud (OEM)
Vielleicht haben Sie es schon gehört: S/4HANA und S/4HANA Cloud haben SAC schon „mit im Bauch“. Zudem gibt es eine Reihe von Fiori-Apps, die dem Reporting dienen und zusätzlich nun SAC „nahtlos“ einbinden. Es gibt ein paar kleinere Unterschiede zwischen S/4HANA und S/4HANA Cloud, würde hier an dieser Stelle aber zu weit führen.
Deshalb lieber wieder eine Grafik. Die unten folgende ist ein Überblick für Sie, wie SAC (OEM) in S/4HANA eingebettet ist, schön herausstechend im grünen Kästchen. Die Grafik nennt zwar darüber die SAP S/4HANA Cloud. Ähnliches gilt jedoch auch für S/4HANA ohne Cloud.
Die wichtigsten Punkte kurz zusammengefasst:
- Es können nur Daten aus SAP S/4HANA ausgewertet werden, keine Excel oder andere Daten dazu ladbar
- User und Berechtigungen kommen übers SAP S/4HANA mit
- Funktioniert nur mit Live-Daten (keine extra Datenhaltung möglich)
- Vorgefertigter Business Content verfügbar
- Nahtlose Navigation zwischen analytischen und transaktionalen Apps möglich
Eine gute Übersicht mit allen Funktionen im Vergleich zur Stand-alone-SAC finden Sie hier.
Doch wie sieht die Lösung am System aus? Es gibt eine eigene App „KPIs und Berichte verwalten“. Über diese können Stories angelegt werden.
Damit das klappt, müssen zunächst ganz zu Beginn einige technische Settings gemacht werden, also die SAC (OEM) mit dem S/4 „verbunden“ werden.
Die folgende Grafik aus den SAP Best Practices zeigt anschaulich, wie vorgegangen wird und welche Apps verwendet werden können. Gestartet wird mit der Identifizierung der Data Source mit der App „View Browser“. Falls nötig, wird der CDS View mit der App „Custom CDS View“ angepasst. Mit „Custom Analytical Query“ werden benötigte Felder selektiert und Filter gesetzt, auch hier falls nötig. Im 4. Schritt sehen Sie Apps zum Gestalten der Analysen, inkl. SAP SAC (OEM) und Stand-alone-SAC im orangen Kästchen. Mit den Schritten 5, Publishing, und 6, Transport, wird der Prozess abgeschlossen.
Fazit: Super Sache, was da im S/4HANA und S/4HANA Cloud geboten wird. Sie können Stories anlegen und haben alle Gestaltungsmöglichkeiten zur Verfügung. Gemeinsam mit den Analytical Apps kann so ein umfangreiches Reporting auf die S/4 Daten aufgebaut werden.
Und noch als Nebensatz für alle, die es genau wissen wollen, wofür „OEM“ eigentlich steht? Hinter der Abkürzung verbergen sich die Worte „Original Equipment Manufacturer“. In unserem Zusammenhang bedeutet es schlicht, dass ein SAP-Produkt in einem anderen eingebaut ist. Wer es ganz genau wissen will: Hier entlang!
Variante 3: SAC spezial für PAI-Kunden kostenlos auf AWS Hyperscaler mit Namen Standard Live in SAP PAI
Beim PAI-System handelt es sich, wie oben schon kurz angeschnitten, um ein Cloud-System der SAP, dass über die BTP (Business Technology Platform) orchestriert wird. Für die Benutzer*innen erfolgt der Zugang über eine URL im Browser. Dabei erscheint das SAP Intelligent Asset Management Launchpad mit der gewohnten Kachel-Optik. Zumindest ist das aktuell noch so. In Kürze, vermutlich in Q3 oder Q4 2022, soll aus PAI dann APM (Asset Performance Management) werden. Und wie dann genau da SAC eingebaut sein wird, ist noch nicht klar.
Jedenfalls sind für mich die Bezeichnungen in der aktuellen Version sehr verwirrend. Reiner kennt sich zum Glück aus. Der Absprung zu den Auswertungen erfolgt über die Kachel „Analytics Dashboards“. Auf meine Fragen an ihn, wo denn die anderen seien und ob er mir nicht bitte ‚g‘scheite‘ Berechtigungen geben könne, war seine Antwort recht kurz: Es gibt nichts anderes. Jetzt weiß ich auch, warum er meinte, dass das auch alle ohne BI-Kenntnisse könnten.
Quelle: SRB Demo System PAI
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es bei den Analytics Tiles noch welche gibt, die von SAP fertig ausgelieferte Dashboards sind (Explorer, Failure Mode Analytics + Offline, Equipment Overview, Personal Dashboard). Diese gibt es aber erstens bereits seit Anbeginn der Lösung, noch bevor es SAC gab, und zweitens sind diese keine SAC-Story-Lösungen.
Genauso einfach, wie beim Einstieg, geht es auch weiter: Es werden schlicht die verfügbaren Dashboards gelistet, inklusive Demobeispiele von SAP. Spannend wird es nochmals beim Klick auf „New“. So kann hier Standard oder Custom gewählt werden. Was steckt dahinter?
Quelle: SRB Demo System PAI
Bei der Auswahl „Standard“ bleibt man im eingerichteten SAC Standard Live des PAI-Systems, was in der folgenden Grafik die Verbindung „Standard Live“ mit Nummer 1 ist.
Mit „Custom“ (falls eingerichtet, hat Reiner natürlich gemacht) richtet man ein „New Custom Dashboard“ ein. Das ist dann ein Link auf eine bereits vorhandene Story, sozusagen ein Link ins Stand-alone-SAC (in der Grafik Nummer 2). Dies setzt voraus, dass PAI an SAC angebunden ist (Custom offline oder Custom Live über eine HANA DB), um überhaupt eine Story dort anlegen zu können.
Quelle: SAP Help
Bei der Standardvariante im PAI jedenfalls landet man im Query Designer.
Quelle: SRB Demo System PAI
Interessant finde ich, dass der Name „Query Designer“ hier verwendet wird. Alle BI’ler:innen denken dabei sofort an den Eclipse oder den alten BEX Query Designer. Und so weit entfernt ist der Gedanke nicht: Hier haben wir die zur Verfügung stehenden Daten rechts und legen nun die Datenbasis für die Story fest, also welche Felder aus den Bewegungs- und Stammdaten für die grafische Aufbereitung verwendet werden sollen. Dieser Query Designer ist nicht vergleichbar mit Eclipse/BEX, da es sich um ein grafisches Tool handelt. Mit ein wenig Übung und herum probieren ist das Tool aber gut und einfach bedienbar. Mit Filtern und den Verknüpfungen können auch gefinkelte Datenkombinationen aufgebaut werden.
Das Tool bietet außerdem mit „Preview Query“ eine Vorschau der selektierten Daten. Weiter geht’s dann mit „Finish“ – und ab da dann wie gewohnt zur Gestaltung der Story mit Charts, Tables usw.
Quelle: SAP Demo System
Mein Fazit zu SAC-Variante 3 im PAI mit Standard Live: Jeder braucht einen Reiner. Nein, Spaß beiseite. Die Variante ist wirklich sehr schnell erlernbar und einfach zu bedienen. Dafür gibt es aber Einschränkungen. So beispielsweise können nur vorgegebene Datenquellen, die aus dem PAI stammen, verwendet werden. Eine Möglichkeit, diese zu verändern oder zu erweitern, habe ich nicht gesehen. Wieder viel offen steht, wenn in der „Custom“-Variante eine Stand-alone-SAC angebunden wird. Allerdings fallen hier aber extra Lizenzen für SAC an.
SAC – die Reporting-Zukunft in SAP
Für mich ist SAC in Zukunft das Tool für Reporting im SAP-Umfeld – insbesondere, weil es durch die weitere Einbettung in unterschiedliche SAP-Produkte anzutreffen sein wird an vielen, vielleicht auch unerwarteten Stellen. Wer die Unterschiede zwischen all den möglichen Varianten im Blick behält, wird einfach die für den eigenen Nutzungszweck beste Lösung finden. Als Service für Sie hier eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Merkmale in Tabellenform:
Merkmal |
Variante 1 Stand-alone-SAC |
Variante 2 SAC Embedded |
Variante 3 SAC Spezial |
Produkteinsatz | Kombinierbar mit allen SAP-Produkten |
S/4HANA Cloud (S/4HANA on-premise) | SAP PAI (AWS Haperscaler) SAP APM (AWS & Azure Hyperscaler) |
Datenquellen | Daten aus SAP- und non-SAP-Systemen |
Nur Daten aus S/4HANA |
Nur Daten aus SAP PAI |
Datenhaltung | Live und Import Connection |
Nur Live |
Nur Live |
Grafische Möglichkeiten |
Kompletter Umfang |
Kompletter Umfang |
Kompletter Umfang |
Planung | Möglich | Nicht möglich |
Nicht möglich |
Lizenzen* | Eigenes Servicemodell |
In S/4HANA Service / Lizenzen inkludiert |
In PAI Service inkludiert |
*für Details kontaktieren Sie bitte Ihre IT-Abteilung oder Ihren SAP-Partner
Wenn Sie noch mehr wissen wollen, lade ich Sie ein, den einen oder anderen Link anzusurfen oder – besser noch – dabei zu sein bei unserem 6. BI-Brunch am 22. September. Ich würde mich freuen, wenn wir uns dort sehen. Und natürlich ist auch dort SAC ein Thema.
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Autor
Irene Preiner
Wenn es um Data Warehousing & Reporting geht, ist Irene Preiner die Frau bei SRB. Sie betreut dazu Unternehmen vor allem aus den Bereichen Metall, Produktion, Versicherung und Pharma.
Als eine langjährige Mitarbeiterin durchlief sie seit 2003 viele verschiedene Bereiche und hat ihr Know-how nach dem Elektronik Studium stetig erweitert.
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